deutsch - dänische Minensperren
Sperrung der Ostseeeingänge in der Belt und Sundzone
Das Jahr 1939 Zur Lage
Die deutsche Kriegsmarine war nach dem erfolgten Kriegseintritt der Seemächte England und Frankreich zu Beginn 1939 gemessen
an der Zahl der Kriegsschiffen unterlegen. Die Aufrüstung der Kriegsmarine auf Basis des beschlossenen Z-Planes vom Januar 1939
war gerade erst angelaufen. Hinzu wurden nach Kriegsausbruch auf beiden Seiten die unterschiedlichsten Schiffen der Fischerei-
und Handelsflotten sowie Hilfsfahrzeuge wie Hilfskreuzer, Vorpostenboote und Minenschiffe für die See- und die Flussverwendung
zum Kriegsdienst ergänzend verpflichtet. Obwohl unvorbereitet und unterlegen, beschränkte sich die deutsche Kriegsmarine nach
Englands und Frankreichs Eintritt in den Krieg nicht nur auf mögliche defensive Maßnahmen wie Küstenschutz durch Vorpostenboote
und Minensperren oder Kontrolle der Ostseezugänge, sondern wurde trotz der nahezu total zu betrachtenden Blockade, die den
überseeischen Handelsschiffsverkehr praktisch zum Erliegen brachte, dennoch in außerheimischen Gewässern offensiv:
So unter anderem mit U-Booten kleinerer Typen im Handelskrieg und gegen gegnerische Kriegsschiffe im Küstenbereich und mit
größeren Typen im Handelskrieg und gegen gegnerische Kriegsschiffe (als Beispiel Prien mit U 47 Scapa Flow) bis in den Nordatlantik.
Immerhin werden die seemächtigen Alliierten gezwungen, ihre lebens- und kriegswichtige Nordatlantikschiffahrt in Konvois
zusammenzufassen und ihre Seestreitkräfte zur Jagd auf die einsamen Handelsstörer und U-Boote zu verteilen.
Die Sicherung der Ostseeeingänge in der Beltzone und im südlichen Sund wurde von der SKL als wichtig erachtet um das
Eindringen englischer U-Boote zu unterbinden und effektiven Handelskrieg durch kontrollierte Wege führen zu können.
Hinzu kam, das die Ostsee als eigenes Übungs-und Ausbildungsgebiet der Kriegsmarine
sowie das eigene Schifffahrts- und Handelsgebiet geschützt werden mußten. Als günstig erwies sich der vereinbarte
deutsch-russische Nichtangriffspakt vom August 1939, was eine potenzielle englische U-Bootgefahr in der Ostsee verringerte.
Die deutschen Minenschiffe legten die ersten großen Sperren in der Ost- und Nordsee.
Die ersten Sperrlegungen durch Minenschiffe in der Ostsee:
Am 1. September 1939, genau 04.45 Uhr erhält der Kommandant
der Hansestadt Danzig einen Funkspruch vom BSO. Der Text lautet: "Beginn der Feindseligkeiten gegen Polen"
Das ist auch für die Minenschiffe und deren Besatzungen der Anfang einer sechs Jahre dauernden Auseinandersetzung, an dessen
Ende die Hansestadt Danzig ebenso wenig wie die Mehrzahl aller zum Einsatz kommenden Minenschiffe erlebt haben.
Die Hansestadt Danzig wurde am 30. August 1939 in Stettin als Minenschiff in Dienst gestellt, zunächst ohne Artillerie.
Nach einem gemeinsamen Marsch mit der Preußen von Stettin über Swinemünde nach Kiel hatten dort 28 beide Einheiten EMD-Minen
übernommen. Damit beladen, gingen die beiden Schiffe am 31. August 1939 abends in der Strander Bucht vor Anker.
Der folgende Tag werden südlich vom Stollergrund in der Kieler Bucht einigen sehr notwendigen Wurfverbandsübungen durchgeführt.
Noch am Abend des 3. September geht der Marsch nach Einsatzbefehl beider Minenschiffe von Swinemünde nach dem Sund,
wo befehlsgemäß die ersten Sperren unter Beachtung der dänischen und schwedischen neutralen Hoheitsgewässer zu werfen ist.
Es wurden Sperrbewachungen und Sperrlotsendienste eingerichtet und Warninformationen für die Schifffahrt herausgegeben.
Fotos Quelle: Wikipedia Die Sperre UNDINE I
Südlich vom Sund ist am 4. September mit der Sperrlegung der Sperre UNDINE I begonnen worden
durch eine von der Tannenberg zu legende Sperre zu verstärkt worden. Damit soll der Südausgang des Sundes (Öresund)
in seinem Hauptfahrwasser durch Minen gesperrt werden, sodaß eine ungehinderte Durchfahrt nur im neutralen Hoheitsgebiet
unter der schwedischen Küste möglich sein wird. Die Sperre wird von 05.56 bis 07.40 Uhr mit 188 EMD geworfen.
Koordinaten von:
55° 5,25' N, 12° 27,1' E nach
55° 10,3' N, 12° 39,9' E
Die Sperre UNDINE II
Südlich vom Sund fallen am 4. September 1939 von 05.05 bis 06.38 Uhr in dem öffentlich erklärten Warngebiet die ersten
scharfen Minen im Ostseeraum. Die Sperre UNDINE Il wird ausgebracht. Die Hansestadt Danzig ist an dieser Sperrlegung mit
181 EMD und die Tannenberg ist mit 383 EMD beteiligt.
Am 8.September kam es bereits zum ersten Verlust des deutschen Frachters Helfried Bissmark auf Grund von mangelnder
Informationen zu Handelsschiffen durch die SKL.
Die Sperrlage wird gemeldet mit:
55° 18,75' N, 12° 54,7' E über
55° 16,9' N, 12° 54,7' E nach
55° 11,3' N, 12° 37,5' E.
Die Sperre UNDINE III
lm selben Seegebiet und zur gleichen Zeit wirft das Artillerieschulschiff Brummer mit den Minensuchbooten M 75, M 84
und M 85 die Sperre UNDINE III.
Am 20. September wurde eine tiefliegende Netzsperre gegen die gestiegene englische U-Bootgefahr verlegt.
Die Lage wird gemeldet von:
55° 5,78' N, 12° 22,1' E nach
55° 7,65' N, 12° 26,7' E.
Wärend der Sperrbewachung trieb das Vorpostenboot 301 am 25.November 1939 auf eine Mine und sank. Sperrlegung Gedser Enge
Im Oktober 1939 wurde auf Grund steigender englischer U-Bootgefahr welche aus dem Kattegat in die Ostsee eindringen wollten,
eine tiefliegende Netzsperre in der Kadetrinne ausgelegt. Ein Sperrlotsendienst wurde eingerichtet.
Die Dänen zogen ihr Feuerschiff Gedser Ref darauf hin im November 1939 ein.
Netzsperre Jade 1
Als ursprüngliche Minensperre angedacht wurde am 05.September eine doppelreihige Netzsperrung gegen U-Boote
am Sündausgang des kleinen Belts gelegt. Diese war unzureichend weil Schiffe diese umfahren konnten. Im Rahmen von
deutsch-dänischen Absprachen wurde von den Dänen mangels Netze mitte November 1939 eine eigene Minensperre gelegt und durch
die dänische Marine bewacht. Die Netzsperre Jade 1 wurde wieder aufgenommen.
Die Sperre - Grosser Bär
Die Minenschiffe Preussen und Sperrübungsfahrzeug MT 1 werfen am 04.September morgens die Minensperre Grosser Bär mit rund 400 Einheitsminen D
bzw. Sprengbojen D in mehreren Reihen.
Die Lage befand sich am Südausgang Langelandbelt.
54° 43,6' N, 10° 57,3 E nach
54° 43,8' N, 10° 49,2' E
Hier kam es zu Verlusten des V 301 am 25.November und UJ 117 am 4.Dezember 1939 durch Treibminen.
Die Minensperren Jade 3, 4 und 6
Jade 3 wurde als U-Boot-Abwehrsperre mit 220 Ankertauminen von dem Minenschiff Preussen am 7.September verlegt und am 8.September
durch das Minenschiff Hansestadt Danzig verstärkt. Die Bewachung der Sperren wurde von der 3. R-Flottille sichergestellt.
Auf Grund von wiederholten U-Bootsichtungen südliche des grossen Belts wurde die Sperre Jade 4 mit 247 UMA durch die
Hansestadt Danzig nachgelegt.
Die U-Bootsperre Jade 6 wurde am 20.September 1939 durch das Minenschiff Preussen mit 242 UMA in zwei Reihen verlegt.
Lageplan war der südlich Langeland und Lolland. Damit war der reguläre Schiffsverkehr ohne kontrolle durch Sperrlotsendienst nicht mehr möglich.
Personelle Probleme und Schwierigkeiten
Für das Fahren und Minenlegen im Verbande war die Hilfe des zahlenmäßig nur geringen aktiven Personals auf den Minenschiffen
entscheidend. Ohne dieses wäre das Sperre werfen bei dem geringen Ausbildungsstand nur unter größter Eigengefährdung durchführbar
gewesen. So urteilte später der Kommandant der Hansestadt Danzig in seiner Eigenschaft als Verbandschef.
Jedes Schiff hatte bis zum Einsatz seine eigenen Probleme und Schwierigkeiten zu überwinden. So war beispielsweise auf der
Hansestadt Danzig das Maschinenpersonal bei der Mobilmachung gleich in annähernd doppelter Stärke an Bord gekommen.
Der Kommandant mußte entscheiden, wer von den Männern besser und wer weniger für die gestellten Aufgaben geeignet war,
um somit den überzähligen Rest wieder von Bord kommandieren zu können". Es zeigte sich auch, daß ein hoher Prozentsatz der
eingezogenen Reservisten untauglich für den Bootsdienst war.
Das alles brachte zwangsläufig viel Unruhe und Störungen im gesamten Schiffsbetrieb mit sich. Dennoch gelang es den Schiffen
des ehemaligen Ostpreußendienstes, der Hansestadt Danzig, der Tannenberg und auch der Preußen, bald schon genau so gut im Verband
zu fahren, wie es bei aktiven Kriegsschiffen als selbstverständlich dazugehörte, und im Verband auch Minen zu werfen.
Es bedarf der Feststellung, daß ein derart schnelles Einfahren der Schiffe des Verbandes nicht zuletzt der seemännischen und
der technischen Routine der Männer der übernommenen Stammbesatzungen zu danken war, die aus jahrelanger Seefahrtzeit in jeder
Lage gewohnt waren, seemännische oder technische Befehle schnell und sicher auszuführen und die auch wendig genug waren,
militärtechnische Novitäten, wie sie hier durch die Handhabung der Minen gegeben waren, schnell zu begreifen und anzuwenden.
Wenn natürlich nun in eine derart gemischt militärisch-seemännisch-technische Besatzung, die sich erst aufeinander einspielen
muß wozu die in manchen Dingen unterschiedlichen Fachausdrücke zu zählen sind durch hier nicht näher zu untersuchende Ursachen
Nichtbefahrene, für die Seekrankheit anfällige Männer oder Vertreter falscher Laufbahnen an Bord kommandiert wurden.
Daß man diese Schwierigkeiten so erstaunlich schnell überwand, spricht doch für die Kommandanten der Schiffe ebenso wie für
die Offiziere, Unteroffiziere und Männer aus der Kriegsmarine wie auch für jene Besatzungsmitglieder, die aus den Reihen der
Handelsschiffahrt kamen, insbesondere für solche Männer, die auf diesen Schiffen zu Hause waren. Hierzu sind insbesondere die
Lls zu zählen, die früher als Chiefs auf den Schiffen fuhren.
Es ist ihr Verdienst, daß Maschinenpannen selten sind oder in den meisten Fällen mit Bordmitteln schnell behoben werden können.